Fearless KI
Larissa Zeichardt
LAT Funkanlagen Service
Podcast-Interview
Künstliche Intelligenz
Larissa Zeichardt, Co-CEO des Familienunternehmens LAT Funkanlagen Service GmbH, Präsidiumsmitglied der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, Aufsichtsrätin der Berliner Wasserbetriebe und Mitglied in verschiedensten Organisationen, spricht mit mir im FearlessCulture Podcast über KI, Datenschutz, Open Data, Digitalisierung im Schienenverkehr, Smart Cities und Diversity.
Immer gleich einen Aber-Satz finden, ist der Weg, Innovation sofort zu killen
Wo kommt die Angst vor Datenmissbrauch eigentlich her? Haben wir Angst vor dem Fortschritt? „Ich weiß nicht, ob sich die Angst unbedingt lohnt“, sagt die Co-CEO des Familienunternehmens LAT Funkanlagen Service GmbH und ist sich sicher: „Es wird jetzt Tausende geben, die dagegen reden, aber wenn man selbst keine Straftat begeht und Daten anonymisiert werden, wovor haben wir dann Angst?“
„Ich bin nicht blauäugig, ich kenne mich aus mit Datenmissbrauch und es sind zwei verschiedene Paar Schuhe – das weiß ich schon, aber wir sollten mal echt drüber nachdenken, wo die Quelle dieser Angst liegt,“ betont Larissa. Muss wirklich jeder von uns so eine Angst haben, oder müssen wir identifizieren, wo man wirklich Schindluder damit betreiben kann und das dann eingrenzen?
Die Co-Geschäftsführerin sagt: „Letztlich ist Veränderung einfacher, wenn man Angst dagegen hält. Wir müssen uns ja gar nicht verändern, wenn wir jeden technischen Fortschritt erstmal mit Widerworten belegen. Es sind diese Ja-Aber-Sortierer, die ich besonders gern habe. ‚Autonomes Fahren geht ja auf der Schiene gar nicht!‘ – machen wir aber seit fünfundzwanzig Jahren schon. ‚Ja, aber…‘ Man müsste so etwas gar nicht auf einer großen Metaebene besprechen, sondern in einer Meilensteinliste die Bedenken an die Wand schreiben und gucken, wofür wir Lösungen haben. Dann wird so eine Liste plötzlich ganz kurz. Aber solange wir alles oberflächlich nur diskutieren und immer gleich einen Aber-Satz finden, kommen wir nicht weiter. Das ist der Weg, Innovation sofort zu killen.“
Ins Dorf fahren zig Lieferdienste und ein Bus. Wieso?
Wir denken immer gleich an die Vorzeigestädte. Manchmal müssen wir Sachen im Kleinen ausprobieren. In Kleckersdorf oder in Mittelstadt muss die Digitalisierung auch funktionieren. „Ich sage immer: In Brandenburg ist viel Platz für Teststrecken. Ich verstehe beispielsweise nicht, wie viele Post-Liefer-Services ein Dorf anfahren können und trotzdem kommt der Bus nicht,“ sagt Larissa halb im Scherz und konkretisiert: „Warum ist der DHL Bote kein Busfahrer? Der Bus würde öfter pro Dorf vorbeikommen, als jetzt. Aber wir denken nicht so. Wir denken nicht, dass diese Firmen zusammenarbeiten könnten. Warum nicht? Da kommen Hermes, DHL, auch noch ein Amazon, noch ein Vierter, den ich nicht kenne, weil der den Sticker gerade mal wieder vergessen hat, und alle fahren ein Dorf an. Und wer kommt nur einmal am Tag? Der Bus. Das wären schon vier Busse mehr.“
Aber es sei super schwierig, in Deutschland solche Versuchsfelder zu machen und das müsste verändert werden. „Ausschreibungen: Alles was öffentliche Hand ist, muss ausgeschrieben werden. Ausschreibungen sind aber nicht innnovationsfördernd, weil Innovation nicht gewollt ist. Gewollt ist nur ein möglichst günstiger Preis für eine Leistung – fertig“, erklärt sie weiter.
Dabei kämen im Rahmen einer Ausschreibung die typischen Versuchsfelder durchaus vor. Es könnte also ein tatsächlicher Mehrwert erzeugt werden. In der Realität finden die Versuchsfelder aber auf den Uni-Geländen statt und kommen viel zu selten und zu spät im alltäglichen Leben an. Warum? „Weil es eigentlich rechtlich unmöglich ist, mit einer Innovation eine Ausschreibung zu gewinnen.“