Fearless Islam
Was weißt du über den Islam? Nicht was hast du irgendwo aufgeschnappt, sondern wann und wo hat dir jemand das Halbwissen in Relationen und Kontexte gesetzt? Fabian Goldmann, Isalmwissenschaftler und Journalist, der viele Jahre aus dem Nahen Osten berichtete und einen eigenen Blog betreibt, um ein paar Fakten zwischen all die Mythen und zum Teil lautsark vorgebrachten Argumente zu bringen, ist Gast des FearlessCulture Podcasts.
Fabian spricht ebenso über seine Erfahrungen mit dem Islam und – zumindest einem Teil – der islamischen Welt sowie sein Wissen als Islamwissenschaftler und seine Einschätzung über die mediale Repräsentanz des Islams und der Muslime und Musliminnen in Deutschland.
Übrigens: In dieser Podcast-Episode fallen Namen, um Persona zu beschreiben. Ich entschuldige mich bei Peter, Heidrun und Chantal, ihre Namen hier zweckentfremdet zu haben.
Fabian Goldmann
Isalmwissenschaftler und Journalist
Podcast-Interview
Islamophobie
Fabian Goldmann, Islamwissenschaftler und freier Journalist, spricht mit mir im FearlessCulture Podcast über das Thema Islamophobie.
Der praktische Aspekt an der Islamophobie
26% der Deutschen Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund – laut Definition des statistischen Bundesamts. „Obwohl ein Viertel der in Deutschland lebenden Menschen nicht-deutsche Wurzeln hat, halten wir uns mehrheitlich mit einem islamophoben Bild auf, statt den Fakten ins Gesicht zu schauen: Das was in den Medien Negatives berichtet wird, trifft lediglich auf eine kleine Minderheit zu“, erklärt Fabian Goldmann, Journalist und Islamwissenschaftler im FearlessCulture Podcast. Er führt aus: „Von Clan-Kriminalität über Ehrenmorde bis Terrorismus – die Stereotypisierung und pauschale Reduzierung auf Stigmata helfen, Menschen zu deklassieren, denn dreiviertel aller Nachrichten mit Islambezug sind negativ.“ So lassen sich viel einfacher rassistische Strukturen und Machtverhältnisse bilden und rechtfertigen, die wiederum ermöglichen, dass wir bestimmte Kriege führen können, dass wir Menschen auf Lesbos hausen lassen, wo die Kinder von Ratten angefressen werden, dass wir in den letzten Jahren zwanzigtausend Menschen im Mittelmeer ertrinken ließen.
Eine Moschee in Deutschland zu bauen ist ungefähr so schwer, wie ein Atomkraftwerk zu bauen
Es gibt kaum einheitliche Interessenverbände der islamischen Gemeinschaft oder der Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Gruppe ist ja ungemein divers, auch wenn sie medial gern über einen Kamm geschoren wird.
„Die Muslime in Deutschland sind nicht alle irgendwann aus Muslimland gemeinsam hierher gekommen, mit ihren gemeinsamen Interessen und so weiter, sondern sie sind zu unterschiedlichen Zeiten, aus unterschiedlichen Ländern, aus unterschiedlichen kulturellen, sozialen und politisch Milieus“, veranschaulicht Fabian im FearlessCulture Podcast Interview.
Aber es gibt es Bemühungen, gemeinschaftliche Interessenorganisationen zu schaffen, um mit einer Stimme zu sprechen und die Kräfte zu bündeln. Denn oftmals steht diese Gruppe vor großen strukturellen und systemischen Herausforderungen. Denn auch die theoretische Religionsfreiheit, die Muslimen auf dem Papier haben und die dazugehörige Freiheit ein religiöses Gebäude zu errichten, ist praktisch sehr eingeschränkt. „Ich habe mal mit einem Moscheebauer gesprochen, der meinte, eine Moschee in Deutschland zu bauen sei ungefähr so schwer, wie ein Atomkraftwerk zu bauen“, erinnert sich der Islamwissenschaftler und relativiert: „Das ist natürlich ein bisschen übertrieben, aber so ähnlich kann man sich das glaube ich schon vorstellen.“ Ein anderes Beispiel ist ein Begräbnis nach islamischen Ritus: Die Hälfte oder mehr der muslimischen Migranten in Deutschland lässt ihre Toten in ihre ursprünglichen Herkunftsländer fliegen, um sie dort beizusetzen, weil es hier so schwierig ist.